Ethanol Tischkamin: Vor- und Nachteile im Überblick

  • Beitrag zuletzt geändert am:9. Juli 2025
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Inhaltsverzeichnis

Stell dir vor, du setzt dich nach einem langen Arbeitstag an den Esstisch, klickst ein Feuerzeug an und wenige Sekunden später tanzen echte Flammen vor dir – ganz ohne Rauch, Ruß oder langes Herumhantieren mit Holzscheiten. Genau dieses ‑Wow‑Gefühl liefert ein Tischkamin auf Bioethanolbasis. Er verbindet Technik‑Faszination mit gemütlicher Lagerfeuer‑Ästhetik, passt auf moderne Wohnzimmertische ebenso wie auf die Outdoor‑Lounge und benötigt weder Schornstein noch Stromanschluss.
Dieser Ratgeber hilft dir dabei, die richtige Kaufentscheidung zu treffen. Wir beleuchten detailliert, wie ein Ethanoltischkamin funktioniert, welche Vor- und Nachteile er mitbringt und worauf du beim Kauf achten solltest. Am Ende kennst du alle Fakten – und kannst entscheiden, ob ein Tischkamin auch zu deinem Zuhause und deinem Lifestyle passt.

Was ist ein Tischkamin?

Ein Tischkamin ist ein kompaktes, transportables Feuerobjekt, das speziell dafür entwickelt wurde, auf Tischen, Sideboards oder niedrigen Regalen betrieben zu werden. Im Gegensatz zu Stand- oder Wandkaminen steht hier die Atmosphäre klar im Vordergrund: Ein sanftes Flammenbild bei überschaubarer Heizleistung.
Die Technik dahinter ist überraschend simpel:

  • Brennkammer: Meist Edelstahl, nimmt das flüssige Bioethanol auf. Einige Hersteller nutzen Keramikfasern als Schwamm, um das Ethanol zu binden.

  • Docht oder Öffnung: Regelt den Sauerstoffeintrag und damit die Flammenhöhe.

  • Sicherheitsglas: Klarer Hitzeschutz rund um die Flamme, gleichzeitig stylischer Designakzent.

  • Gehäuse/Chassis: Aus pulverbeschichtetem Metall, Beton, Keramik oder hitzebeständigem Glas gefertigt. Dank dieser Bauweise entsteht kein Funkenflug; Asche bleibt aus, und die Menge an CO₂ entspricht laut DIN EN 16647 etwa dem Ausatmen einer zusätzlichen Person im Raum.

Arten von Tischkaminen

Materialien & Designs

Von minimalistisch‑skandinavischem Betonquader über glänzenden Edelstahlzylinder bis hin zum Boho‑Glasglocken‑Look: Die Designvielfalt ist riesig. Während Edelstahl und gehärtetes Glas pflegeleicht und dauerhaft schick bleiben, punkten Beton und Keramik mit hoher Standfestigkeit sowie einem rustikal‑natürlichen Touch.

Brennstoffarten: Bioethanol vs. Gel

  • Bioethanol: Flüssig, bis zu 96 % Alkoholgehalt. Sauberste Verbrennung, nahezu geruchlos, höherer Heizwert.

  • Ethanolgel: In Gel gebundener Alkohol, meist mit Verdickern und Duftstoffen. Flamme etwas rötlicher, aber entstehender Rückstand erfordert Reinigung. Für Technik‑Fans und Puristen ist flüssiges Bioethanol meist die erste Wahl.

Mobile vs. stationäre Modelle

  • Mobile Ethanoltischkamine wiegen oft nur 1–3 kg und bieten Tragegriffe oder Griffrillen.

  • Stationäre Designs bringen gern 5–10 kg auf die Waage und setzen damit einen stilvollen Schwerpunkt im Raum.

Indoor‑ vs. Outdoor‑Tischkamin

Outdoor‑modelle besitzen oft robustere Gehäuse, Windschutzscheiben und größere Tanks. Indoor‑Varianten legen mehr Wert auf filigranes Design und kleine Bauformen, damit die Flamme nicht zu hoch lodert.

Vorteile eines Ethanoltischkamins

Ein Ethanoltischkamin ist weit mehr als nur ein hübsches Deko‑Objekt. Er bietet eine Reihe handfester Argumente, die ihn zu einer attraktiven Alternative für alle machen, die echtes Feuer ohne aufwendige Installation genießen wollen. Im Folgenden schauen wir uns die wichtigsten Pluspunkte im Detail an und erklären, warum sie in der Praxis so entscheidend sind.

Kein Schornstein erforderlich

Der vielleicht größte Trumpf eines Ethanolkamins ist seine völlige Unabhängigkeit von einem Schornsteinzug. Klassische ­Holz‑ und Gaskamine benötigen einen Abgasanschluss, was gerade in Mietwohnungen oder modernen Passivhäusern — die luftdicht gebaut sind — häufig ein Ausschlusskriterium ist. Ein Tischkamin verbrennt Bioethanol nahezu rückstandsfrei zu Kohlendioxid und Wasserdampf. Die entstehenden Mengen entsprechen dem Ausstoß einer zusätzlichen Person im Raum, weswegen ein normales Querlüften nach der Nutzung ausreicht. So sparst du dir nicht nur den Besuch des Schornsteinfegers und jährliche Kehrgebühren, sondern auch den baulichen Aufwand einer nachträglichen Kamininstallation, der schnell vier‑ bis fünfstellige Kosten verursachen kann.

Flexible Platzierung & Mobilität

Weil kein Schornstein nötig ist, kannst du deinen Tischkamin genau dort aufstellen, wo du gerade Atmosphäre brauchst: auf dem Couchtisch während eines Serienabends, auf der Kücheninsel beim Dinner mit Freunden oder draußen auf der Terrasse, wenn die Sonne untergeht. Viele Modelle wiegen kaum mehr als eine volle Kaffeekanne und lassen sich deshalb mühelos von A nach B tragen. Für Outdoor‑Einsätze gibt es Varianten mit höherer Scheibe oder zusätzlichem Windschutz, sodass die Flamme auch bei einer leichten Brise stabil bleibt. Sogar beim Camping oder im Wohnmobil werden kompakte Tischkamine als stimmungsvolles Highlight eingesetzt — sofern eine absolut stabile, nicht brennbare Stellfläche vorhanden ist.

Einfache Installation & Bedienung

Verglichen mit traditionellen Feuerstellen ist die Inbetriebnahme kinderleicht: Karton öffnen, Schutzfolien entfernen, Brennkammer herausnehmen, Bioethanol einfüllen, anzünden — fertig. Werkzeug benötigst du höchstens, um die Glas­panels zu verschrauben. Es gibt keine Rauchklappe, keinen Gasdruckregler, kein Gebläse und auch keine Elektronik, die gewartet werden müsste. Die Flammenhöhe lässt sich bei vielen Modellen über einen Schieber oder Drehregler anpassen, sodass du je nach Stimmung zwischen einem dezenten Flackern und einer kraftvollen Flammensäule wählen kannst. Nach dem Löschen musst du lediglich Deckel oder Schieber schließen, damit kein Restalkohol verdunstet.

Wartungsarm & sauber

Ohne Ruß, Funkenflug und Asche bleibt die Umgebung deines Tischkamins blitzsauber. Selbst nach dutzenden Betriebsstunden findest du maximal einen leichten Kalkschleier auf dem Sicherheitsglas, der sich mit normalem Glasreiniger entfernen lässt. Edelstahlkörper werden mit einem Mikrofasertuch auf Hochglanz poliert, Keramik‑ oder Betongehäuse können einfach feucht abgewischt werden. Aufwändige Reinigungsrituale wie beim Holzofen — Auspinseln der Brennkammer, Entsorgen der Asche, Reinigen des Schornsteins — entfallen komplett. Das spart Zeit und macht den Kamin alltagstauglich – auch für Leute, die sich sonst nicht als „Feuer‑Profis“ sehen.

Ästhetik und Atmosphäre

Der Mensch ist seit jeher vom lodernden Feuer fasziniert. Ein Ethanoltischkamin übersetzt dieses Ur‑Gefühl in die Moderne: echtes, warmgelbes Flammenspiel ohne Rauchgeruch oder spritzende Glut. Die Flamme spiegelt sich in den Glaswänden, wirft sanft tanzende Lichtreflexe an Decke und Wände und schafft eine behagliche Stimmung, die mit elektrischen LED‑Kaminen schlicht nicht zu vergleichen ist. Durch die kompakte Bauform sitzt du näher am Feuer, was die meditative Wirkung noch verstärkt. Viele Designer ergänzen das Ganze um architektonische Elemente wie gebürsteten Stahl, schwarz gepulverte Rahmen oder ornamentale Keramikoberflächen — so wird der Tischkamin zum echten Signature‑Piece in deinem Interior‑Konzept.

Umweltfreundlicher Betrieb (CO₂‑Neutralität)

Bioethanol wird in der Regel aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt. Vor allem Rest‑ und Abfallstoffe aus der Landwirtschaft — Stroh, Holzverschnitte oder Melasse — gewinnen dabei an Bedeutung. Der während der Verbrennung freigesetzte Kohlenstoff wurde von den Ausgangspflanzen zuvor der Atmosphäre entzogen; der Kreislauf bleibt also im besten Fall klimaneutral. Hinzu kommt, dass beim Betrieb keinerlei Feinstaub oder Stickoxide entstehen, wie sie bei Holz‑ oder Pelletöfen auftreten. In Zeiten strenger Luftreinhalteverordnungen ist das ein schlagkräftiges Argument, insbesondere für Ballungsräume mit hoher Schadstoffbelastung. Achte beim Einkauf auf Zertifizierungen wie ISCC‑PLUS oder auf Angaben zur „Second‑Generation‑Ethanol“‑Produktion, um sicherzugehen, dass dein Brennstoff nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion steht.

Sicherheit bei richtiger Nutzung

Moderne Ethanolkamine werden nach der Norm DIN EN 16647 geprüft. Sie müssen Kipp‑ und Auslaufsicherheit, Mindestwandstärken und einen definierten Abstand zwischen Brennkammer und Gehäuse nachweisen. Viele Hersteller verwenden zudem keramikgebundene Fasern, die das Ethanol wie ein Schwamm aufsaugen und selbst bei einer Erschütterung nicht freigeben. Hinzu kommen hitzebeständige Borosilikatgläser, deren Kanten sorgfältig geschliffen sind, damit du dich nicht schneiden kannst. Ein mitgelieferter Löschdeckel oder ein Schieberegler erlaubt es, die Flamme in Sekunden sicher zu ersticken. Wenn du zusätzlich ein paar Grundregeln beachtest — niemals nachfüllen, solange die Brennkammer noch heiß ist; immer eine stabile, feuerfeste Unterlage wählen; Kinder und Haustiere fernhalten — bist du auf der sicheren Seite und kannst die Flammen völlig entspannt genießen.

Nachteile eines Ethanoltischkamins

Auch wenn ein Tischkamin auf Bioethanol mit vielen Vorteilen glänzt, existieren etliche Punkte, die du nüchtern betrachten solltest. Nur wer die Grenzen des Konzepts kennt, kann hinterher seine Erwartungen richtig justieren und böse Überraschungen vermeiden.

Begrenzte Heizleistung

Prospekte suggerieren gern, ein Ethanolkamin könne als Zusatzheizung dienen. In der Praxis liegen die meisten Tischmodelle jedoch zwischen 0,8 kW und 1,2 kW Wärmeleistung. Ein handelsüblicher Elektro‑Konvektor liefert mit 2 kW bereits das Doppelte, ein mittelgroßer Holzofen kommt locker auf 8–10 kW. Hinzu kommt, dass die Flamme eines Tischkamins nicht von einer massiven Speichermasse umgeben ist, die die Hitze speichern und kontinuierlich abgeben könnte. Viel Energie steigt schlicht nach oben in Form heißer Luft. Rechne also damit, dass der Tischkamin zwar die Hände wärmt und eine gemütliche Wärmeglocke im Umkreis von einem Meter erzeugt, aber niemals ein ganzes Wohnzimmer dauerhaft beheizen wird.

Laufende Brennstoffkosten

Bioethanol wird industriell destilliert, denaturiert und mehrfach gefiltert – das schlägt sich im Preis nieder. Hochreine Qualitäten (≥ 96 Vol.-%) kosten in Deutschland aktuell zwischen 1,80 € und 2,40 € pro Liter. Ein Kamin mit 300 ml Tankinhalt läuft damit etwa 60–90 Minuten. Stellst du die Flamme jeden Abend für zwei Stunden an, summieren sich die Kosten schnell auf 30–45 € pro Monat. Hinzu kommen Gefahrgut‑Transportaufschläge, wenn du online bestellst. Preisbewusste wechseln gern auf 94 %‑Ethanol – allerdings steigt damit die Geruchsbelastung. Für Dauernutzer kann der elegante Feuergenuss somit ein ebenso elegantes Loch ins Haushaltsbudget fressen.

Offene Flamme & Verbrennungsgefahr

So stylisch das kleine Lagerfeuer wirkt, es bleibt eine offene Flamme: Gardinen, Tischläufer aus Kunstfaser oder Trockenblumen können bereits bei kurzem Kontakt Feuer fangen. Auch Haustiere und Kinder dürfen die Flamme niemals unbeaufsichtigt erreichen. Experten empfehlen mindestens 60 cm Sicherheitsabstand zu brennbaren Gegenständen. Beim Nachfüllen gilt: Brenner komplett auskühlen lassen (≈ 20 Minuten) und ausschließlich einen Metalldosierer oder Trichter nutzen. Für den Ernstfall sollte ein CO₂‑Löscher oder eine Löschdecke in Reichweite sein – Wasser ist tabu, weil es brennendes Ethanol nur verteilt.

CO₂‑ und Feuchtigkeitsentwicklung im Raum

Bioethanol verbrennt chemisch zu Wasser (H₂O) und Kohlendioxid (CO₂). Ein Liter Ethanolkraftstoff erzeugt rund 1,1 l Wasserdampf und 1,5 kg CO₂. In modernen, luftdichten Wohnungen kann das die CO₂‑Konzentration rasch über 1 000 ppm treiben – ab 1 400 ppm fühlen sich viele Menschen bereits schläfrig oder bekommen Kopfschmerzen. Gleichzeitig steigt die Luftfeuchtigkeit, was insbesondere in Altbauten mit Kältebrücken Schimmelbildung begünstigen kann. Dein Gegenmittel: Stoßlüften alle 45–60 Minuten, idealerweise quer, damit verbrauchte Luft schnell entweicht.

Nachfüllen, Geruch & Verschmutzung

Der kritische Moment ist das Nachfüllen. Verschüttete Tropfen entzünden sich sofort, wenn der Brenner noch heiß ist. Warte daher immer, bis die Brennkammer Zimmertemperatur erreicht hat. Nutze ein langes, feuerfestes Stabfeuerzeug zum Wiederanzünden, niemals Streichhölzer. Obwohl Bioethanol geruchsarm verbrennt, entsteht beim Erlöschen oft eine leichte Süß‑Note – besonders bei minderwertigen Sorten mit hohem Wasseranteil. Bei Gel‑Brennstoffen bleiben zudem graue Rückstände an Glas und Brennkammer zurück, die regelmäßiges Putzen erfordern.

Versicherungs‑ & Genehmigungsfragen

Offenes Feuer erhöht das Haftungsrisiko. Manche Gebäude‑ und Hausratversicherer verlangen daher eine schriftliche Anzeige oder schließen Schäden durch Ethanolkamine explizit aus. Gleiches gilt für Vermieter: Wird der Tischkamin in Miet‑ oder Gemeinschaftsräumen betrieben, kann der Eigentümer Auflagen erteilen oder die Nutzung verbieten. Betreibst du den Kamin gewerblich (z. B. in einem Café), fordert die Brandschutzdienststelle häufig ein Betriebshandbuch, einen Feuerlöscher in unmittelbarer Nähe und eine jährliche Wartungsdokumentation. Kläre diese Punkte vorab, um Ärger zu vermeiden.

Nachhaltigkeitskritik der Ethanolproduktion

Zwar wird der Kohlenstoffkreislauf bei der Verbrennung theoretisch geschlossen, doch die reale Klimabilanz hängt stark von den Rohstoffen und Transportwegen ab. Zuckerrohr‑Monokulturen aus Übersee verursachen nicht nur lange Schiffstransporte, sondern verdrängen mitunter Nahrungsmittel‑ oder Naturflächen. Die sogenannte „Tank‑oder‑Teller“-Debatte bleibt deshalb aktuell. Besser schneiden Ethanole ab, die aus Abfall‑ und Restströmen (Stroh, Holzreste, gebrauchte Pflanzenöle) gewonnen werden. Achte auf Gütesiegel wie ISCC‑PLUS, REDcert 2 oder das deutsche NawaRo‑Label und ziehe regionale Hersteller vor, um die CO₂‑Bilanz deines Flammenvergnügens zu verbessern.

Tischkamin im Vergleich zu anderen Feuerstellen

FeuerstelleAnschaffungBetriebskostenHeizleistungAtmosphäreInstallation
Tischkamin (Bioethanol)50–300 €hochgering★★★★☆keine
Gelkamin40–250 €mittelgering★★★☆☆keine
Elektro‑Kaminab 120 €mittel (Strom)bis 2 kW★★☆☆☆ (künstliche Flammen)Steckdose
Feuerschaleab 30 €niedrig (Holz)hoch★★★★★Outdoor, Funkenflug
Terrassenofenab 150 €niedrighoch★★★★★Outdoor, Rauchabzug

Umweltaspekte & Nachhaltigkeit

Obwohl der Ethanoltischkamin selbst „sauber“ brennt, entscheidet sich seine tatsächliche Umweltbilanz erst entlang der gesamten Wertschöpfungskette – vom Acker über die Destille bis zum Flammenbild in deinem Wohnzimmer. In diesem Kapitel beleuchten wir die ökologischen Stellschrauben detailliert und geben dir konkrete Tipps, wie du dein Feuervergnügen möglichst klimafreundlich gestalten kannst.

Ganzheitliche CO₂‑Bilanz

Eine seriöse Einschätzung betrachtet den Life‑Cycle‑Carbon‑Footprint (LCCF): Er umfasst Anbau, Ernte, Fermentation, Destillation, Transport, Lagerung und Verbrennung.

  • Zahlen & Fakten: Laut einer Studie der TU München (2024) verursacht 1 MJ Bioethanol aus Stroh durchschnittlich 21 g CO₂‑Äquivalente. Zum Vergleich: Erdgas liegt bei rund 50 g CO₂‑eq/MJ, Heizöl sogar bei 74 g CO₂‑eq/MJ. Wird jedoch Zuckerrohr auf frisch gerodeten Flächen angebaut, können indirekte Landnutzungsänderungen den Wert auf über 90 g CO₂‑eq/MJ treiben.

  • Verbrennung vor Ort: Beim Flammbild selbst entstehen pro Liter Ethanol etwa 1,5 kg CO₂. Diese Menge gilt als „biogen“, wenn das CO₂ zuvor von den Rohstoffen gebunden wurde – eine echte Neutralität setzt aber voraus, dass im Prozess keine fossilen Energien genutzt werden.

  • Ökostrom & Abwärmenutzung: Fortschrittliche Destillen in Deutschland betreiben ihre Kolonnen inzwischen mit erneuerbarem Strom und nutzen Prozesswärme mehrfach. Dadurch sinkt der Fußabdruck um bis zu 35 %.

Herkunft & Produktion des Brennstoffs

Bioethanol wird grob in drei Generationen eingeteilt:

  1. Erste Generation: Zucker- und stärkehaltige Pflanzen wie Zuckerrohr, Mais, Weizen. Vorteil: hohe Ausbeute; Nachteil: Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion.

  2. Zweite Generation (Advanced/Cellulosic): Reststoffe wie Stroh, Holzverschnitte, Altpapier. Aufschlussverfahren (z. B. Organosolv) machen Zellulose fermentierbar. Klimabilanz um 40–60 % besser als bei Gen1‑Ethanol.

  3. Dritte Generation: Mikroalgen oder synthetisches E‑Ethanol aus Power‑to‑X‑Anlagen (CO₂ + grüne Elektrizität → Ethanol). Noch teuer, aber spannend für die Zukunft.

Zertifizierungen helfen, qualifizierte Quellen zu erkennen:

  • ISCC‑PLUS – international anerkannt, strenge Nachhaltigkeits‑ und Sozialstandards.

  • REDcert 2 – speziell für Reststoff‑Ethanol innerhalb der EU.

  • RSB (Roundtable on Sustainable Biomaterials) – bewertet u. a. Wasserverbrauch und Landrechte.

Greif nach Marken, die Produktionsort und Feedstock transparent angeben. Bei in Deutschland abgefülltem Reststoff‑Ethanol sparst du meist 2 000–4 km Transportweg gegenüber brasilianischem Zuckerrohralkohol.

Landnutzung & Biodiversität

Monokulturen für Zuckerrohr oder Mais können wertvolle Ökosysteme verdrängen und Pestizideinträge erhöhen. Die EU‑Erneuerbare‑Energien‑Richtlinie (RED II) schreibt daher vor, dass Biokraftstoffe mindestens 65 % Treibhausgas‑Einsparung gegenüber dem fossilen Pendant erreichen müssen, sonst verlieren sie die Nachhaltigkeitsanerkennung. Achte auf entsprechende Deklarationen („Erfüllt RED II“). Reststoff‑Ethanol benötigt keine zusätzliche Anbaufläche und punktet dadurch doppelt: Es verwertet ein Abfallprodukt und schont artenreiche Böden.

Transport, Verpackung & Kreislaufwirtschaft

  • Gefahrgutklasse 3 (Entzündbare Flüssigkeiten): Ethanol muss in dichten HDPE‑Kanistern oder Glasflaschen transportiert werden. Wähle größere Gebinde (5–10 l) statt vieler 1‑l‑Flaschen: Das reduziert Verpackungsmüll um bis zu 60 %.

  • Pfand‑ & Refill‑Systeme: Einige Baumärkte und Bio‑Spirit‑Hersteller bieten mittlerweile Pfandkanister oder Nachfüllstationen an. So sparst du Einwegplastik und CO₂ für Neuproduktion.

  • Lokaler Händler vs. Online‑Shop: Kaufst du regional, entfällt der Gefahrgut‑Kurier über hunderte Kilometer. Frage im Baumarkt, ob das Ethanol aus europäischer Produktion stammt.

Tipps für einen möglichst nachhaltigen Betrieb

  1. Flamme optimieren: Stelle die Luftzufuhr so ein, dass die Flamme gelb‑stabil brennt. Blaue Spitzen deuten auf zu hohe Temperatur – das erhöht den Verbrauch.

  2. Lagerung: Kühl (< 20 °C), dunkel und außerhalb direkter Sonneneinstrahlung. So verdunstet weniger Ethanol, und du vermeidest unnötige Verluste.

  3. Brennergröße anpassen: Ein zu großer Brenner im kleinen Raum verschenkt Energie. Greife zu Modellen mit 200–300 ml Tank, wenn du hauptsächlich Atmosphäre statt Wärme willst.

  4. LED‑Ambiente kombinieren: Dimme die Flamme auf 30 %, ergänze warmweiße LEDs – so erhältst du Stimmung bei halbiertem Ethanolverbrauch.

  5. Reste richtig entsorgen: Kleine Reste kannst du im Reststoffhof abgeben; offenes Ausgießen in den Abfluss ist tabu.

  6. CO₂ kompensieren: Zahlreiche Anbieter wie Atmosfair bieten spezifische Bioethanol‑Kompensationspakete an.

Zukunftsperspektiven

Forscher arbeiten an E‑Ethanol, das mittels Elektrolyse gewonnenen Wasserstoff mit abgeschiedenem CO₂ kombiniert. Pilotanlagen (z. B. in Leuna, Deutschland) versprechen nahezu geschlossene Kohlenstoffkreisläufe – ideal für Premium‑Brennstoffe. Zudem ermöglichen modulare Mikro‑Destillen in ländlichen Regionen, landwirtschaftliche Reststoffe direkt vor Ort zu veredeln und Transportwege zu minimieren. Die Preise werden mittelfristig sinken, während die Umweltbilanz weiter verbessert wird.

Bottom Line: Ein Tischkamin kann klimafreundlich sein – wenn du konsequent auf Reststoff‑Ethanol aus zertifizierten Quellen setzt, Verpackung sparst und bewusst mit der Flamme umgehst. Dann genießt du nicht nur das Spiel des Feuers, sondern auch das gute Gewissen, deinen ökologischen Fußabdruck möglichst klein zu halten.

FAQ Ethanol Tischkamin:

Durchschnittlich 200 ml pro Stunde für eine 20 cm lange Flammenlinie.

Nur bedingt. Rechne mit maximal 1 kW, genug für lokale Wärme, nicht als Hauptheizung.

Fazit: Für wen lohnt sich ein Tischkamin?

Ein Ethanoltischkamin ist die perfekte Lösung für alle, die echtes Feuer lieben, aber weder Schornstein noch großen Garten besitzen. Er ersetzt keine Heizung, doch als stimmungsvolle Lichtquelle überzeugt er technisch affine Ästheten. Wer bereit ist, die Brennstoffkosten in Kauf zu nehmen, erhält Lifestyle‑Feeling auf Knopfdruck – rauchfrei, sauber und flexibel.

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Letzte Aktualisierung am 2025-11-15 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API